Euroland-Sorgen schwinden trotz Italien-Stresses

Drucken

Der sentix Euro Break-up Index (EBI) fällt im September den zweiten Monat in Folge. Er notiert nun bei 18,75% nach zuvor 20,45%. Das ist der zweitniedrigste Wert seit seiner Einführung im Juni 2012. Nur im Januar lag der sentix EBI mit 17,15% niedriger. Der Index zeigt allerdings, dass immer noch knapp ein Fünftel der Anleger mit dem Austritt mindestens eines Landes aus der Eurozone innerhalb der nächsten zwölf Monate rechnet.  

Der Rückgang des sentix EBI findet in diesem Monat statt vor dem Hintergrund von Regierungsverhandlungen in Deutschland und einer anstehenden Vertrauensfrage des italienischen Ministerpräsidenten. Gleichzeitig stehen die Probleme des portugiesischen Kabinetts nicht mehr so stark wie in den Vormonaten im Fokus der Anleger.

Dass der sentix EBI insgesamt sinkt, liegt vor allem an der Einschätzung der Investoren zu Griechenland. Für das südliche Euroland erwarten nun nur noch 15,6% der Befragten einen Euro-Austritt binnen Jahresfrist nach 17,4% im Vormonat. Aber auch für Zypern (11,0% nach 11,6%) und Portugal (4,0% nach 4,4%) gehen die nationalen EBI zurück. Für Portugal ist das zwar der zweite Rückgang des nationalen EBI in Folge, aber immer noch der dritthöchste Wert in diesem Jahr.

Für die beiden großen Länder der so genannten Peripherie ergibt sind ein schon aus den letzten fünf Monaten bekanntes Bild: Der EBI Italiens liegt über dem Spaniens. Im September hält sich jedoch der spanische Wert mit 0,9% auf nahezu unverändertem Niveau, während der italienische EBI angesichts der dortigen Regierungsspannungen von 1,3% auf 1,8% steigt. Da sich aus den nationalen EBI, die die Euro-Austrittswahrscheinlichkeiten der Länder widerspiegeln, faire Renditen des jeweiligen Schuldners errechnen lassen, zeigt sich, dass gemessen an den sentix EBI italienische Staatsanleihen im Verhältnis zu spanischen zu teuer sind.

Ferner sinken eine Woche nach der Bundestagswahl die nationalen EBI der Kernländer Deutschland (2,0% nach 2,6%) und Finnland (0,8% nach 1,6%). Dass hier die Indizes zunächst nicht noch weiter fallen, erklärt sich wohl aus der derzeitigen Hängepartie bei der Regierungsbildung in Deutschland. Denn zwei Umstände sprechen eigentlich dafür, dass der künftige deutsche Regierungskurs den Austritt eines Landes aus der Eurozone in den nächsten Monaten deutlich unwahrscheinlicher werden lässt: Erstens ist die Euro-kritische Partei AfD an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert, sodass sich die nächste Regierung nun legitimiert fühlen kann, den bisherigen Pro-Euro-Kurs fortzusetzen oder gar zu verstärken. Und zweitens wird der neue Koalitionspartner (SPD oder Grüne) mit einiger Gewissheit einen Euroland-freundlicheren Kurs einfordern als der bisherige (FDP). Sollte dann nach der Regierungsbildung der deutsche EBI weiter sinken, würde das nach der Logik des Indikators höhere Renditen für Bundesanleihen bedeuten. Denn die Investoren wären dann wohl kaum mehr bereit, eine Sicherheitsprämie für deutsche Anleihen zu zahlen, die sich auf die Möglichkeit eines Euro-Austritts aus eigener Stärke gründet (s. auch Grafik).

20130930_grafik_sebi_deu

Erläuterung zur Grafik: Abgetragen sind an der x-Achse die nationalen sentix EBI der Kernländer, die jeweils deren Euro-Austrittswahrscheinlichkeit angeben. An der y-Achse finden sich die Renditen der zugehörigen 10-jährigen Staatsanleihen (Stand: 27.09.2013). Es zeigt sich: je höher der nationale EBI eines Kernlandes, desto niedriger die Rendite, die Investoren für die Staatsanleihe des betreffenden Kernlandes verlangen. Mit steigendem nationalen EBI nimmt also auch die Sicherheitsprämie zu, die Anleger bereit sind dafür zu zahlen, dass ein Land im Notfall auch aus eigener Stärke den Euro verlässt.

 

Hintergrund zum sentix Euro Break-up Index: Der aktuelle Wert des monatlich ermittelten sentix Euro Break-up Index in Höhe von 18,75% bedeutet, dass zurzeit knapp jeder fünfte Befragte mit dem Ausscheiden mindestens eines Landes aus der Eurozone innerhalb der nächsten zwölf Monate rechnet. Seinen vorläufigen Höchststand hatte der sentix EBI in seiner nun 16-monatigen Historie mit 73% im Juli 2012 erreicht, sein bisheriges Minimum im Januar 2013 mit 17,15%. An der aktuellen Umfrage, die vom 26.09. bis zum 28.09.2013 durchgeführt wurde, beteiligten sich 884 private und institutionelle Anleger.

 

 

 

We use cookies and third-party services that store information in the end device of a site visitor or retrieve it there. We then process the information further. This all helps us to provide you with our basic services (user account), to save the language selection, to optimally design our website and to continuously improve it. We need your consent for the storage, retrieval and processing. You can revoke your consent at any time by deleting the cookies from this website in your browser. Your consent is thereby revoked. You can find further information in our privacy policy. To find out more about the cookies we use and how to delete them, see our privacy policy.

I accept cookies from this site.

EU Cookie Directive Module Information